Kesslers zwei Jahrzehnte dauernder Lebensabschnitt in Frankreich wird durch zahlreiche Schriftstücke in den Archiven der Firma Veuve Clicquot-Ponsardin, der Stadt Reims und des Marne-Departments dokumentiert. In seiner Wahlheimat war er nicht nur angesehener Chef des großen Champagnerhauses, sondern auch Bankier, Mitbegründer der Reimser Spar- und Versorgungskasse und schließlich auch Textilfabrikant. Im Gesellschaftsvertrag von 1824, mit dem die gleichberechtigte Partnerschaft mit Madame Clicquot besiegelt wurde, wird der Beginn der gemeinsamen Firma aufs Jahr 1821 datiert. Aber schon 1826 musste sich Kessler zwischen der in Esslingen im Aufbau befindlichen Textilmanufaktur und seinen Geschäftsinteressen in Reims entscheiden. Und so übernahm er im Mai jenes Jahres die Veuve-Clicquot-Filiale in der ehemaligen Reichsstadt (später als Merkel & Kienlin – »Esslinger Wolle« – bekannt) auf eigene Rechnung und gab im Gegenzug Teilhaberschaft und Wohnsitz in Reims auf.